Ludwig Bergsträsser (Hg.): Das Frankfurter Parlament in Briefen und Tagebüchern. Ambrosch. Rümelin. Hallbauer. Blum, Frankfurter Societäts-Druckerei GmbH, Abteilung Buchverlag, 1929.
Die Vorderseite des Buches ist mit plakativen geometrischen Formen im Stil der ästhetischen Moderne gestaltet: Aus einem hellbauen linken Drittel der Fläche ragt ein schwarzer Pfeil in die anderen Zweidrittel der Fläche, deren Hintergrund beige-braun ist. Darauf ein am Rand abgeschnittener knallroter Kreis, in den in weißer Schrift reichlich Text zu lesen ist – heute kaum noch auf einer Titelseite denkbar. Oder wieder? Weil Teasertexte ja unter jedes Handyfoto gehören.
Der Text beginn gleich in Kleinschreibung, damit wird signalisiert: Wir sind gleich mitten in der Geschichte, keine lange Vorrede: „aus Archiven und Privatbesitz damaliger Abgeordneter, alles ganz unbekannt. Keine andere Quelle gibt so unmittelbar, in der Sprache der Zeit, ein drastischeres Bild des politischen Treibens: Redeschlachten im Parlament, Kulissengespräche, Klubintrigen, Putsche von oben und unten. AMBROSCH, Altphilologe aus Breslau, gibt seine intimsten Ansichten über `Preußen und Reichsreform´ preis. Damals wie heute aktuell. RÜMELIN, der schwäbische `Preußist´, läßt sich in Briefen an seine Frau boshaft und kritisch über Zeit und Zeitgenossen aus. HALLBAUER, ein sympathischer Sachse, vertraut seinem Tagebuch ein Glossenmosaik über Plenum, Fraktion und Biertisch an. Eine Reportage der Zeit. ROBERT BLUM, Rheinländer und Revolutionär, schimpft sich in den Briefen an seine Frau über verlogene Regierungen und bornierte Draufgänger aus.“
Was nach sehr lebendiger Zeitzeugenschaft klingt, ist es dann tatsächlich auf den folgenden 468 Seiten. In einem siebenseitigen Vorwort geht Ludwig Bergsträsser dann zunächst auf seine eigenen Erfahrungen als Abgeordneter im Reichstag der Weimarer Republik ein, um seinen Zugang zu den Tagebüchern der Paulskirchen-Parlamentarierer zu erklären: Wer die Tätigkeit des Reichstages auch nur einigermaßen verfolgt, weiß, daß sich seine eigentliche Arbeit wie die anderer parlamentarischer Körperschaften nicht in den öffentlichen Sitzungen abspielt. Die Entscheidung über die Gestaltung einzelner Gesetzesentwürfe fällt im großen und ganzen in den Ausschüssen. Auch die politischen Entschließungen werden entweder in internen Beratungen der Fraktionen oder in privaten Besprechungen oder in den interfraktionellen Ausschüssen gefaßt, die in Deutschland zu einem notwendigen Organ der Koalitionsregierungen geworden sind.“ (S.9.) Die stenografischen Berichte aus den Ausschusssitzungen seien deshalb wichtig, so Bergsträsser.
Aber schnell suche man auch nach anderen Quellen, aus denen die Vorgänge in den Fraktionen ersichtlich würden. Vor 1848 – im Vormärz, etwa im badischen Landtag - sei zwar die „Bindung des einzelnen Abgeordneten durch seine Fraktion“ (S. 9) lang nicht so groß gewesen wie heute, schreibt Bergsträßer 1929. Schließlich gab es ja noch Regierungen und die sie tragenden Parteien, an denen man sich abarbeitete. Mit der Paulskirche sei das anders geworden, denn die konstituierende Nationalversammlung habe die ganze Verantwortung selber getragen, da ihr „nach seiner eigenen Auffassung eine Regierung als gleichberechtigter Faktor überhaupt nicht gegenüberstand.“ (S. 10) Weil vor allem das Verhältnis künftiger Zentralgewalt zu den Ländern zu klären gewesen sei, sei die Arbeit der Paulskirche „komplizierter“ gewesen als „etwa die der konstituierenden Versammlung der französischen Revolution“. Es sei eben nicht nur um das „Maß der Freiheit“ gegangen, sondern z.B. auch um die Frage, „welche Gebiete aus dem bisher so losen Komplex der deutschen Staaten in das neue einheitliche Reich aufgenommen werden sollten.“ (. S. 10).
Als er beauftragt worden sei, die Geschichte der Frankfurter Paulskirche zu schreiben, so Bergsträsser, habe er es für notwendig erachtet, bisher unveröffentlichte Quelle systematisch zu sammeln. „Da verhältnismäßig wenige, wie das Tagebuch von Becker, die Familienbriefe der Brüder Mohl, die Briefe Robert Blums an seine Frau, in öffentlichen Archiven und Bibliotheken vorhanden waren, blieb nur der Weg, sich mit den Nachkommen der Mitglieder des Frankfurter Parlamentes in Verbindung zu setzen.“ (S. 14) Hilfreich sei gewesen, dass der Wilmersdorfer Hermann Niebour bereits am Ende des 19. Jahrhunderts schon einiges bei den Familien gesammelt hatte und „mir seine gesamte Korrespondenz, zwei starke Aktenbände, zur Verfügung stellte.“ (S. 14) Wo die Vorarbeiten von Niebour keinen Anhaltspunkt gaben, wurden „polizeiliche Ermittlungen in Anspruch genommen. So gelang es in vielen Fällen Nachkommen festzustellen Überraschend oft hatten sie noch Briefe oder Tagebücher aufbewahrt und fast ausnahmslos haben sie ihren wertvollen Besitz gerne zur Verfügung gestellt.“ (S.14)
Das unerschlossene Quellenmaterial habe in ihm den Wunsch verstärkt, so Bergsträsser, wenigstens Teile davon zu veröffentlichen. „Die Briefe Robert Blums, die einzigen dieser Sammlung, die teilweise schon veröffentlicht wurden, sind vom ersten Herausgeber, dem Sohne Blums, aus politischer Einseitigkeit so verstümmelt worden, daß ein Zerrbild entstand. Robert Blum ist nicht nur als Politiker umstritten, wie alle Mitglieder des Parlaments; auch das Urteil über seinen Charakter, über den Wert seiner Persönlichkeit schwankt. Um wenigstens einen unbedingt zuverlässigen Beitrag zur Geschichte dieses volkstümlichen Politikers zu geben, wurden seine Briefe an seine Frau vollständig abgedruckt.“ (S.15).
In seinem 16-seitigen Vorspann zu den Briefen Blums (S. 335- 351) lässt Bergsträsser keinen Zweifel daran, wie sehr er den Mann schätzt, der „alles hingab für sein Ideal.“ (S. 351) Über diese Einleitung setzt Bergsträsser einen berühmten Satz aus dem ersten Akt von Büchners Stück „Dantons Tod“: „Danton: Ich weiß wohl – die Revolution ist wie Saturn, sie frißt ihre eigenen Kinder.“ (S. 335). Unter den 50 Professoren und über 250 Juristen sowie „einer Menge anderer Akademiker“ sei Robert Blum im Frankfurter Parlament nach „Vorbild und Herkunft eine Ausnahme“ gewesen. Aus materieller Not habe das begabte Kind das Kölner Jesuitengymnasium bereits in der Quinta wieder verlassen müssen und zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. Blum ging in die Lehre, „erst zu einem Goldschmied, dann zu einem Gelbgießer.“ (S. 335) Den „Bildungshunger“ konnte er nebenbei stillen: „Als 1830 auch Nichtstudenten der Besuch von Vorlesungen an der Berliner Universität erlaubt wurde, machte er ausgiebig von dieser Möglichkeit Gebrauch“ (S. 336). Ab 1931 wurde Robert Blum schließlich „Theatersekretär, Bibliothekar und zweiter Kassierer“ des Leipziger Theaters, seit 1840 „Hauptkassierer“. 1833 gab er ein großes Theaterlexikon heraus, „das gut einschlug, seinen Namen bekanntmachte und auch finanziellen Erfolg brachte“. (S. 336). Blum schreibt für Zeitungen „ansprechende, liebenswürdige und lebendige Schilderungen des Leipziger Lebens“. Die freiheitlichen Entwicklungen 1930 in Frankreich habe Blum „enthusiastisch“ begrüßt und „mit heißem Herzen“ seine ersten politischen Gedichte geschrieben. (S. 338). Blum wurde schließlich Stadtverordneter in Leipzig.
Im April 1948 wird Robert Blum Mitglied des sogenannten „Fünfzigerausschusses“. Der war vom Vorparlament (tagte ab 31.3 48) in der Frankfurter Paulskirche berufen worden – es sollte in den Wochen zwischen dem 4. April 1848 und der Nationalversammlung am 18. Mai die revolutionären Geschicke lenken. Am 3. April 1848, dem letzten Tag des „Vorparlaments“, dem Blum angehörte, beginnt der Abdruck der Blum-Briefe an seine „Frau und Freunde“ im von Bergsträsser herausgegebenen Buch. Ab Anfang April 2023 werden an dieser Stelle 175 Jahre später Auszüge aus diesen Briefen präsentiert.
Die TU Darmstadt schuf an dem Ort, an dem Ludwig Weidig, einer der Wegbereiter der Revolution von 1848/49 zu Tode gequält wurde, eine Gedenkstätte. Wenige Wochen vor dem Jubiläum 175 Jahre Paulskirche erinnerten nun Peter Brunner, der Museumsleiter des Büchnerhauses in Riedstadt sowie Schauspieler der dortigen Büchnerbühne auf Einladung des TU-Kanzlers Manfred Efinger an Weidig. Der Ton-Mitschnitt der Veranstaltung ist mit einem Klick auf die Bildunterschrift 175 Jahre Paulskirche (oben) zu finden!
Weitere Fotos von der schönen Veranstaltung am 23.2. 2023 sind unten am Ende des Blogs.
(Video: Blick über Ober-Laudenbach, Anfang 2023) Ja, ja, eine Männersache - die Frauen blieben noch ausgespart: "Der 24. Mai 1866 war der siebenzehnte Jahrestag der Oberlaudenbacher Volksversammlung, einer jener Begebenheiten, welche in dem Leben eines Volkes einen hervorragenden Platz einnehmen und sich mit scharfen, unauslöschlichen Zügen in sein Gedächtnis einprägen. Nie wird das hessische Volk den Tag vergessen, wo die ganze Bevölkerung des hessischen Odenwaldes wie ein Mann sich erhob um den wohlerworbenen Rechten des engeren und weiteren Vaterlandes Achtung und Geltung zu verschaffen, wo Tausende von muthigen Männern Gut, Freiheit, Leib und Leben für das niedergetretene Volksrecht einsetzten, wo so viele wackere Bürger ihren Patriotismus mit ihrem Blute besiegelten". (Wilhelm Zimmermann, ein Zeitzeuge)
Die „ganze neue Ordnung der Dinge“
175 Jahre Paulskirche: Eine erinnerungspolitische Spurensuche in Hessen
Die Märzrevolution 1848, die daraus hervorgegangene Nationalversammlung der Männer in der Paulskirche in Frankfurt am Main, weil der „Römer“ zu klein war, die „Contre-Revolution“, wie man damals noch sagte, weil der Blick in Sachen Revolution ohnehin immer nach Westen gerichtet war – alles Ereignisse, die lange zurückliegen und auf vielfältige Art und Weise erinnerungskulturell verarbeitet worden sind.
Einerseits.
Andererseits: Wie ist es möglich, dass einem gefallenen Konter-Revolutionär von 1849 an der hessischen Bergstraße bereits drei Jahre später ein Gedenkstein gewidmet wird, den gefallenen Freunden der Paulskirchenverfassung erst 125 Jahre später (im Jahr 1974!)? Warum verfällt heute das Grab von Theodor Reh, dem letzten Präsidenten des Pauskirchen-Parlaments, der mit Friedrich Ludwig Weidig und Wilhelm Liebknecht verwandt war?
Warum wird in Hessen das Hindenburg-Grab in Marburg als „Denkort der Demokratie“ vorgeschlagen und das "Gefecht von Ober-Laudenbach" über das kleine Odenwald-Tal hinaus, in dem man sich durchaus daran erinnert, ziemlich vergessen? Warum verläuft die Debatte um ein neues „Demokratie-Lern-Zentrum Paulskirche“ bisher so zäh und bleibt auch die Idee der „Straße der Demokratie“ im Südwesten bisher so wenig schwungvoll?
Ich möchte mich ab Februar im Vorfeld der großen geplanten, mehrtägigen Paulskirchen-Jubiläums-Sause im Mai in Südhessen auf eine erinnerungspolitische Spurensuche begeben. Dabei soll auch der Umgang mit einigen Revolutionär*innen der 48er-Zeit in den Blick genommen werden, die bundesweit bisher noch nicht so bekannt sind, es aber verdient hätten: Etwa Luise Büchner, die nicht nur die Schwester Georg Büchners war, sondern auch eine engagierte Streiterin für Frauenrechte in der 48er-Zeit, die in den Zeiten der „Contre-Revolution“ ihre Gleichstellungsforderungen noch anonym veröffentlichen musste. Oder Wilhelm Zimmermann, der die gewaltsame Auseinandersetzung zwischen Truppen der Gegen-Revolution und Verfassungsfreunden im südhessischen Ober-Laudenbach als Zeitzeuge auf Seiten der Demokraten wenig später in einem packenden Bericht schilderte und der auch erst seit 1982(!) öffentlich geehrt wird.
Die lose Reihe der geplanten Reportagen zu bundesweit bisher wenig bekannten Orten der Revolution und Gegen-Revolution von 1948/49 an der Bergstraße, im Odenwald und in Oberhessen sollen ein wenig der Chronologie der Ereignisse zwischen Ende Februar 1948 bis Frühjahr 1949 folgen. Die Audiostücke, die daraus entstehen sollen, sollen ggf. durch einen „Paulskirchen-Blog“ ergänzt werden.
Die Chronik der Ereignisse liefert den roten Faden.
FEBRUAR 1848:
Am 22.2. demonstrieren In Paris Arbeiter, Studenten und Nationalgardisten gegen die Regierung von François Guizot (1787-1874). König Louis Philippe (1773-1850) muss abtreten und begibt sich ins Exil nach Großbritannien.
Heinrich Heine: Bericht über die Februarrevolution
Erschienen in der »Augsburger Allgemeinen Zeitung« vom 9. März 1848. Drei weitere Artikel, die Heine am 10., 14. und 22. März schrieb, druckte die Zeitung nicht.
"Paris, 3. März. Ich habe Ihnen über die Ereignisse der drei großen Februartage noch nicht schreiben können, denn der Kopf war mir ganz betäubt. Beständig Getrommel, Schießen und Marseillaise. Letztere, das unaufhörliche Lied sprengte mir fast das Gehirn und ach! das staatsgefährlichste Gedankengesindel, das ich dort seit Jahren eingekerkert hielt, brach wieder hervor. Um den Aufruhr, der in meinem Gemüte entstand, einigermaßen zu dämpfen, summte ich zuweilen vor mich hin irgendeine heimatlich fromme Melodie, z. B. »Heil dir im Siegerkranz« oder »Üb du nur Treu und Redlichkeit« - vergebens. Der welsche Teufelsgesang überdröhnte in mir alle bessern Laute. Ich fürchte die dämonischen Freveltöne werden in Bälde auch euch zu Ohren kommen und ihr werdet ebenfalls ihre verlockende Macht erfahren. So ungefähr muß das Lied geklungen haben, das der Rattenfänger von Hameln pfiff. Wiederholt sich der große Autor? Geht ihm die Schöpfungskraft aus? Hat er das Drama das er uns vorigen Februar zum besten gab, nicht schon vor achtzehn Jahren ebenfalls zu Paris aufführen lassen unter dem Titel »Die Juliusrevolution«? Aber ein gutes Stück kann man zweimal sehen. Jedenfalls ist es verbessert und vermehrt, und zumal der Schluß ist neu und ward mit rauschendem Beifall aufgenommen. Ich hatte einen guten Platz um der Vorstellung beizuwohnen, ich hatte gleichsam einen Sperrsitz, da die Straße, wo ich mich zufällig befand, von beiden Seiten durch Barrikaden gesperrt wurde. Nur mit knapper Not konnte man mich wieder nach meiner Behausung bringen. Gelegenheit hatte ich hier vollauf das Talent zu bewundern, das die Franzosen bei dem Bau ihrer Barrikaden beurkunden. Jene hohen Bollwerke und Verschanzungen, zu deren Anfertigung die deutsche Gründlichkeit ganze Tage bedürfte, sie werden hier in einigen Minuten improvisiert, sie springen wie durch Zauber aus dem Boden hervor, und man sollte glauben die Erdgeister hätten dabei unsichtbar die Hand im Spiel. Die Franzosen sind das Volk der Geschwindigkeit. Die Heldentaten die sie in jenen Februartagen verrichteten, erfüllen uns ebenfalls wieder mit Erstaunen, aber wir wollen uns doch nicht davon verblüffen lassen. Auch andere Leute haben Mut: der Mensch ist seiner Natur nach eine tapfere Bestie. Die Todesverachtung Womit die französischen Ouvriers gefochten haben, sollte uns eigentlich nur deshalb in Verwunderung setzen weil sie keineswegs aus einem religiösen Bewußtsein entspringt und keinen Halt findet in dem schönen Glauben an ein Jenseits, wo man den Lohn dafür bekömmt, daß man hier auf Erden fürs Vaterland gestorben ist. Ebenso groß wie die Tapferkeit, ich möchte auch sagen ebenso uneigennützig, war die Ehrlichkeit wodurch jene armen Leute in Kittel und Lumpen sich auszeichneten. Ja, ihre Ehrlichkeit war uneigennützig und dadurch verschieden von jener krämerhaften Berechnung, wonach durch ausdauernde Ehrlichkeit mehr Kunden und Gewinn entsteht als durch die Befriedigung diebischer Gelüste, die uns am Ende doch nicht weit fördern: ehrlich währt am längsten. Die Reichen waren nicht wenig darüber erstaunt, daß die armen Hungerleider die während drei Tagen in Paris herrschten, sich doch nie an fremdem Eigentum vergriffen. Die Reichen zitterten für ihre Geldkasten und machten große Augen als nirgends gestohlen wurde. Die Strenge, womit das Volk gegen etwelche Diebe verfuhr, die man auf der Tat ertappte, war manchen sogar nicht ganz recht, und es ward gewissen Leuten beinahe unheimlich zumute als sie vernahmen, daß man Diebe auf der Stelle erschieße. Unter einem solchen Regimente, dachten sie ist man am Ende doch seines Lebens nicht sicher. Zerstört ward vieles von der Volkswut, zumal im Palais Royal und in den Tuilerien, geplündert ward nirgends. Nur Waffen nahm man wo man sie fand, und in jenen königlichen Palästen ward auch dem Volk erlaubt die vorgefundenen Lebensmittel sich zuzueignen. Ein Junge von 15 Jahren, der in unserm Hause wohnt und sich mitgeschlagen, brachte seiner kranken Großmutter einen Topf Konfitüren mit, die er in den Tuilerien eroberte. Der kleine Held hatte nichts davon genascht und brachte den Topf unerbrochen nach Haus. Wie freute er sich, daß die alte Frau die Konfitüren Ludwig Philipps, wie er sie nannte, so äußerst wohlschmeckend fand. Armer Ludwig Philipp! In so hohem Alter wieder zum Wanderstab greifen! Und in das nebelkalte England, wo die Konfitüren des Exils doppelt bitter schmecken!"