Die Gastarbeiter-Generation im AlterKörperlich verausgabt und oft ohne entsprechende Hilfen
Sie kamen in den 50ern und 60ern nach Deutschland, etwa aus Italien, Spanien, Griechenland oder der Türkei. Heute sind die jungen Gastarbeiter und Migranten der ersten Generation Seniorinnen und Senioren. Und ihre speziellen Nöte und Bedürfnisse finden in Deutschland kaum Berücksichtigung.
Italien, Spanien, Griechenland. Türkei, Marokko, Südkorea. Portugal, Tunesien, Jugoslawien. Die Bundesrepublik Deutschland warb ab 1955 gezielt um Gastarbeiter. Nach und nach wurden sogenannte „Anwerbeabkommen“ mit Staaten geschlossen. Bis 1973. Anweisung des damaligen Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung, Walter Arendt, über den Anwerbestopp ausländischer Arbeitnehmer vom 23.11.1973.
„Es ist nicht auszuschließen, dass die gegenwärtige Energiekrise die Beschäftigungssituation in der Bundesrepublik Deutschland in den kommenden Monaten ungünstig beeinflussen wird. Unter diesen Umständen ist es nicht vertretbar, gegenwärtig weitere ausländische Arbeitnehmer über die Auslandsdienststellen der Bundesanstalt für Arbeit für eine Arbeitsaufnahme in der Bundesrepublik zu vermitteln.“
Im November 1973 endete also diese erste Etappe des Einwanderungslandes Deutschland. Zu diesem Zeitpunkt lebten bereits rund vier Millionen Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland – 2,5 Millionen von ihnen waren laut Bundeszentrale für Politische Bildung sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Rund 30 Prozent der angeworbenen Menschen, die in den Fabriken arbeiteten, waren Frauen. Serhat Karakayali, Professor für Soziologie mit dem Schwerpunkt Migration und Mobilität an der Leuphana Universität Lüneburg: „Und dann gab es natürlich auch das Phänomen, dass die eine Familienzusammenführung angestrebt haben. Aber wie bei den anderen auch, gab es natürlich viele, die dann nicht geblieben sind, sondern zurückgekehrt sind.“
Die Zahl der ausländischen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sank von 1973 bis 1985 auf 1,6 Millionen Menschen. Doch der Familiennachzug sorgte dafür, dass die Zahl der ausländischen Bevölkerung insgesamt nur leicht zurückging.
„Mein Name ist Jefri Ari. Ein paar Jahre, glaube ich – fünf oder sechs Jahre – oder noch länger, kommen wir fast jede Woche, manchmal zwei Mal hier hin. Dann bereiten wir jeden Dienstag ein Frühstück vor. Mehrere Frauen – manchmal über 35, stellen sie sich das vor, sehr viele!“
Jetzt in Corona-Zeiten fallen die regelmäßigen Treffen der älteren Migrantinnen im Bahnhofsviertel von Frankfurt am Main aus. Für die 73 Jahre alte, ehemalige Fabrikarbeiterin Jefri Ari ist das hart: „Das ist ja nicht schön für uns. Jetzt sitzen alle zuhause und langweilen sich. Und manche bekommen eine Krise. Weil wir gewöhnt sind, mit Gruppen zusammen zu sein. Einen Ausflug gemacht und im Stadtteil irgendwo geparkt, spazieren gegangen. Und jetzt bleiben alle zuhause.“
Jefri Ari war 19 Jahre alt, als der Siemens-Konzern sie als Fabrikarbeiterin aus der Türkei nach München holte. „Aber bevor ich kam, ich war gerade von der Schule weg, habe ich drei Wochen in Istanbul einen Sprachkurs gemacht. Drei Wochen lang.“ Diese drei Wochen, in denen sie ein paar Begriffe für den Arbeitsalltag in der Fabrik lernte, empfindet Jefri Ari noch heute fast als Privileg: „Zufällig war ich dabei. Aber sonst - die Gastarbeiter hatten ja keine solche Chance. Die kamen ja einfach so. Dann irgendwie das fremde Land, der Hauptbahnhof – aussteigen. Und dann gucken, wo soll man denn hingehen.“
„Die ersten Gastarbeiter, die hierhin kamen, nicht nur aus Italien, aus der Türkei, aus Marokko – die durften gar nicht Deutsch lernen“, sagt Mahshid Najafi. Die Rentnerin hat iranische Wurzeln und ist ehrenamtliches Mitglied des kommunalen Seniorenrates in Offenbach: „Die durften gar nicht. Und jetzt sagt man: `Die ist über 50 Jahre hier und kann überhaupt kein Deutsch´. Na klar, warum sollten sie überhaupt Deutsch lernen, wenn der Arbeitgeber sie zehn, zwölf Stunden ausgebeutet hat.“
„Diese Menschen haben nach dem zweiten Weltkrieg maßgeblich am Wiederaufbau von Deutschland gearbeitet“, sagt Döne Gündüz. Sie ist Pädagogin und engagiert sich im Offenbacher Arbeitskreis Migration. Der wird unter anderem von Wohlfahrtsverbänden und dem kommunalen Gesundheitsamt getragen: „Sie haben sich, um mit einer platten Sprache zu sprechen, kaputt gearbeitet. Und jetzt, wo sie körperlich und psychisch einfach so verausgabt sind, denke ich, haben wir als Gesellschaft hier auch etwas, was wir ihnen entgegenbringen müssen.“
„Man kann jetzt das Älterwerden der ersten Generation, die wirklich als Arbeiter angeworben worden sind, nicht vergleichen mit den hiesigen älteren Menschen, weil die einfach körperlich ganz hart gearbeitet haben und dementsprechend natürlich auch viele Krankheitsbilder da sind - auch in der Realität“, betont auch die Offenbacher Sozialberaterin Perihan Öksüz. „Die kamen aus der Landwirtschaft. Alleine die Wetterbedingungen waren schon für die ganz heftig.“
Perihan Öksüz hat auch ihren Vater vor Augen, der nach der Einwanderung beim Stahlkonzern Thyssen Arbeit bekam: „Ich kenne meinen Vater, dass er bis zur Rente jeden Tag in drei Schichten gearbeitet hat – ein ganz harter Job. Und ich kann mich nicht erinnern, dass er jemals gesagt hat: Es ist zu viel. Obwohl wir alle wussten, dass es schon zu viel war. Das hat man auch körperlich dann am Ende gesehen.“
Die ehemalige Siemens-Arbeiterin Jefri Ari erinnert sich, dass sie nicht unglücklich war, als sie als Neunzehnjährige vor mehr als fünfzig Jahren in München ihre Arbeit aufnahm. Denn sie sei damals im Wohnheim der Arbeiterinnen nicht allein gewesen: „Wir waren 22 Mädchen. Wir hatten immer das gleiche Wohnheim zusammen. Freundinnen sogar aus der gleichen Stadt auf einem Zimmer. Wir hatten im Haus einen Dolmetscher, auch auf der Arbeit. Ich hatte Glück, ich hatte nicht viel Schwierigkeiten.“
Andere hatten deutlich mehr Integrationsprobleme. Das weiß auch Jefri Ari. Und bis heute handelt das Thema Arbeitsmigration von Unterschieden und Ungleichheit. Magdalena Nowicka ist Professorin für Migration and Transnationalism an der Humboldt-Universität zu Berlin: „Nehmen wir Personen ohne Migrationshintergrund, dann ist die Armutsgefährdungsgruppe 2019 11,7 Prozent. Wenn wir jetzt Personen mit Migrationshintergrund in weitem Sinne nehmen, dann ist das 27,8 Prozent. Also wir haben einen deutlichen Unterschied.“
Bildung spiele beim Armutsrisiko immer eine Rolle, so Magdalena Nowicka. Ob Menschen einen Migrationshintergrund hätten oder nicht. Hier aber kämen eben mehrere Faktoren zusammen: „Es kommt aber potenziell zu solchen kumulativen Effekten, die stärker sind bei Personen mit Migrationshintergrund, weil sie ohne anerkannte Bildung sind. Da müssen wir sagen, dass nicht nur die Anzahl der Schuljahre, sondern auch die Anerkennung der Abschlüsse eine Rolle spielt.“ Dazu kommen oft befristete oder schlechter bezahlte Tätigkeiten.
Ein Ladenlokal im Bahnhofsviertel von Frankfurt am Main. Auf dem Schaufenster ist beinahe lebensgroß eine Schwarz-Weiß-Zeichnung angebracht. Sie zeigt einen Mann von hinten. Mit einem Koffer in der Hand und einer Schiebermütze auf dem Kopf schreitet er voran. Daneben in gelber Schrift: „Hiwa! Beratungsstelle für ältere Migrantinnen und Migranten.“ „Hiwa“ ist das kurdische Wort für „Hoffnung“. Yasemin Yazici-Muth leitet die Einrichtung, die zum Deutschen Roten Kreuz gehört.
Vor Corona trafen sich hier jeden Dienstag bis zu 35 Frauen mit Migrationsgeschichte zum Frühstück. „Die Dienstagsgruppe, da durften auch keine Männer rein. Wenn ein Mann hier die Tür geöffnet hat und den Kopf reingestreckt hat, das war schon schlimm. Mittlerweile sind die offener. Wenn ein Mann reinkommt sind die froh und fröhlich und flirten dann auch manche. Die sind offener. Die wollten immer einen eigenen Bereich als Café – als Pendant des klassischen türkischen Männercafés. Und diese Entwicklung ist schön, dass sie mutiger sind. Auch wegen den Sprachbarrieren. Trotz Fehlern, die sie machen, reden die und stehen für sich ein. Und das ist wunderbar! Dass man keine Angst hat, auch wenn man die Sprache nicht kann.“
Was der Unabhängigkeit im Alter oft entgegensteht, ist die Sprachkompetenz. Oft konnten die Frauen und Männer der sognannten „ersten Generation“ die deutsche Sprache nicht systematisch erlernen. Jetzt, im Ruhestand, wird daraus ein besonderer Nachteil. Das beobachtet Döne Gündüz vom Offenbacher Arbeitskreis Migration: „Auf jeden Fall stellen die fehlenden Sprachkenntnisse eine große Barriere für den Zugang für alles dar. Zum Gesundheitssystem, zu den Freizeitangeboten, aber auch für das alltägliche Leben einfach dar. Wenn ich mit älteren Migranten der ersten Generation spreche, dann hat kaum einer von ihnen einen Integrationskurs damals bekommen, um eben die Sprache hier zu lernen und eben in dieser Gesellschaft anzukommen.“
Die Integration dieser sogenannten „Gastarbeiter-Generation“ wurde bei der Arbeitsaufnahme vor einem halben Jahrhundert verpasst. Doch viele Arbeiterinnen und Arbeiter hatten auch selbst kein Interesse an einer tiefgehenden Integration: Erspartes wurde oft ins Herkunftsland transferiert und nicht selten in Immobilien investiert. Nach der Zeit in Deutschland wollte man wieder in der alten Heimat leben. Migrationsforscher Serhat Karakayali von der Universität Lüneburg: „Dass sie eben in Ländern mit anderen durchschnittlichen Einkommen und niedrigeren Preisen, sie mit der gleichen Rente eben sehr viel mehr Waren und Dienstleistungen kaufen können als sie das in Deutschland könnten.“
Wer nun trotzdem hierbleiben müsse und dann auch noch ohne Familie oder Partner sei, dem drohe nun Einsamkeit, befürchtet die Pädagogin Döne Gündüz: „Und was ich tatsächlich auch beobachte, dass es auch bei dieser Gruppe - ähnlich wie in der Mehrheitsgesellschaft – zu einer Vereinsamung kommt. Dieser Gedanke der Mehrheitsgesellschaft, die leben doch in Großfamilien und da sind die Kinder und die Enkel allzeit bereit, mit denen Zeit zu verbringen, ich denke, dieses Bild muss aufgegeben werden.“
Denn Kinder und Enkelkinder dieser Migrationsgeneration der 1960er- und 1970er-Jahre nähmen nun am Erwerbsleben teil – auch die Frauen, so Döne Gündüz. Die Zeit für die Familie fehle - wie in den Sozialstrukturen ohne Migrationshintergrund auch. Hier treffe dieses Vakuum in den Familien die Alten, die ohne die Sprachkenntnisse der Jungen aber nicht zurechtkommen. Und auch in Herkunftsländern wie der Türkei habe sich ebenfalls das Familienbild verändert, sagt Gündüz: „Es ist ja nicht etwas, was bleibt, während es sich in Deutschland verändert, sondern auch in den Herkunftsländern hat das Familienmodell nicht mehr diese Gültigkeit. Und das finde ich noch einmal ganz wichtig, dies zu berücksichtigen. Wenn wir das bezogen auf Offenbach sehen, dann merken wir auch im Stadtbild immer mehr verwahrloste ältere Menschen – mit und ohne Migrationshintergrund. Ich denke, dass ist einfach ein gesamtgesellschaftliches Thema.“
Spätestens, wenn Armut, Pflegebedürftigkeit oder gar Demenz droht, ist künftig immer mehr professionelle Hilfe nötig - da sind sich die Fachleute aus den Beratungsstellen im Rhein-Main-Gebiet einig. Das betont auch Mahshid Najafi vom Seniorenrat in Offenbach. Laut einer Statistik des Instituts für Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen war Offenbach im Jahr 2020 mit 43,2 Prozent die deutsche Großstadt mit dem höchsten Ausländeranteil – gefolgt von Frankfurt am Main mit 30,7 Prozent.
„Tatsächlich – ich glaube es ist nicht nur in Offenbach so, sondern überhaupt in Altersheimen, in Pflegeheimen: Man sieht kaum Migranten. Das hat verschiedene Gründe. Na klar, man bringt von der Kultur des Ursprungslandes mit, dass man die Alten nicht weggeben darf.“
Aber der Hauptgrund sei inzwischen, glaubt Mashid Najafi, dass sich die Heime immer noch nicht genug auf die Bedürfnisse der Migrantinnen und Migranten einstellen. Sie fordert deshalb eine Reform der Pflegeausbildung: Kultursensible Pflege reiche von den speziellen Wünschen in Sachen Körperpflege bis hin zum Festtagskalender.
Anna Aydemir ist Pflegedienstleiterin bei den Sozialdiensten des Deutschen Roten Kreuzes in Frankfurt am Main. Hier ist die kultursensible Pflege bereits gelebte Praxis und sie beginnt für Anna Aydemir schon mit dem ersten Kontakt: „Das ist ganz, ganz wichtig. Das wird auch immer beim Erstgespräch mit erfragt, von welcher Person die Pflege durchgeführt werden soll. Weil – wenn man da schon den Wunsch übergeht, dann hat man eigentlich schon gar keinen Zugang mehr.“
Serhat Karakayali, der Migrationsforscher an der Universität Lüneburg, bringt ein weiteres Beispiel dafür, wo die Unterschiede in den Gesundheitssystemen liegen – etwa im Vergleich der Türkei mit Deutschland: „Ein bekanntes Beispiel ist vielleicht, dass es in der Türkei beispielsweise absolut erwartet wird von den Angehörigen, von den nahen Angehörigen, dass sie mit ihren Verwandten im Krankenhaus übernachten. Dafür gibt es eine Infrastruktur in den ganzen Kliniken, dass man sich als Angehöriger mit den Kranken im Zimmer befindet.“
Davon sei man hierzulande weit entfernt, so Karakayali. Immerhin seien zumindest an einigen Orten mit viel internationaler Bevölkerung die Besuchszeiten erweitert worden. Auch dieses Beispiel zeigt: Gute Pflege – ob für Menschen mit oder ohne Migrationshintergrund - braucht Geld.
Carmen Scharf leitet beim Deutschen Roten Kreuz in Frankfurt am Main ein Team, das im Bereich „Integration und Quartiersarbeit“ arbeitet. Die „Hiwa-Beratungsstelle für ältere Migrantinnen und Migranten“ gehört dazu. „Insgesamt für die Arbeit es ist zwar immer müßig zu sagen, sind die Gelder immer knapp. Sie sind ja nicht insgesamt in der Gesellschaft knapp, aber sie sind falsch verteilt. Das heißt natürlich für die Arbeit, aber auch für Begegnungsräume und so weiter, braucht es einfach Ressourcen. Und Ressourcen bedeuten immer Personal und bedeuten hier im Land immer Euros. So ist es einfach. Und das fehlt!“
In der Hiwa-Beratungsstelle für ältere Migrantinnen und Migranten“ in Frankfurt am Main gibt es eine eigene Demenzgruppe. Ein wichtiges Angebot angesichts der aktuellen Statistiken: Laut einer 2021 veröffentlichten Studie des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen in Greifswald leben hierzulande schätzungsweise 137.300 Menschen mit Migrationshintergrund, die eine Form von Demenz haben. Als Herkunftsländer werden in erster Linie Polen, Russland, die Türkei, Italien und Rumänien aufgezählt. Migrationsforscherin Magdalena Nowicka von der Berliner Humboldt-Universität: „Die Zahl der Personen höheren Alters wächst ständig in Deutschland und war aber jahrelang nicht so hoch, weil Migration war grundsätzlich jünger.“
Doch nun wird die erste Generation der Migrantinnen und Migranten eben alt, nicht selten pflegebedürftig und unter Umständen dement. Die Studie weist darauf hin, dass Deutschland am 1. Juli 2020 seine erste Nationale Demenzstrategie veröffentlicht hat. Ein Ziel, das darin formuliert wird, lautet zusammengefasst: „Bis Ende 2024 sollen flächendeckend kultur- und religionssensible Unterstützungs- und Beratungsangebote für pflegende Angehörige zur Verfügung stehen und alle Pflegestützpunkte und Pflegeberatungsstellen sollen über ein auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Angebot verfügen.“
Solche Angebote für Migrantinnen und Migranten mit Demenz könnten beispielsweise auf Basis der jeweiligen Muttersprache zusammengesetzte Demenz-Wohnungsgemeinschaften in Altenheimen sein, sagt Döne Gündüz vom Arbeitskreis Migration in Offenbach. „Ich denke, ein Modell gegen die Einsamkeit könnte sein, Altenpflegeheime oder Wohnanlagen, wo auch in WG-Form gelebt wird. Dass verschiedene Gruppen, es können auch ethnische Gruppen sein, aber auch aus dem gleichen Land eben in Wohneinheiten zusammenwohnen. Ich glaube, damit wäre schon ganz vielen Problemstellungen Abhilfe getan, sowohl der Einsamkeit, der Sprachbarriere, der Pflege. Das würde ich mir schon wünschen.“
Mahshid Najafi hat zunächst einen anderen Weg gefunden, um nicht einsam zu sein. Die umtriebige Rentnerin mit der iranischen Migrationsgeschichte hat sich am Aufbau eines Mehrgenerationenhauses beteiligt, in dem sie nun seit einigen Jahren lebt. Außerdem gehörte sie zu den Initiatorinnen der Internationalen Klein-Gärten in Offenbach, in denen auch viel Gemeinschaftssinn herrscht.
Dabei sei es erst einmal nicht so leicht gewesen, eine Fläche für die Gemüsegärten zu finden: „Ich habe eine Metapher für Integration“, sagt Mahshid Najafi und erzählt eine kleine Geschichte, die ihr im Grüngürtel des Rhein-Main-Gebietes in den Sinn kam: „Wenn man einen Kern oder einen Samen aus Südafrika, aus Sri Lanka, aus dem Iran oder wo auch immer hierherbringt und einpflanzt, muss man irgendwas ändern.“ Dieser Samen würde wahrscheinlich hier nicht aufgehen, wenn man ihn nicht mit einer Plastikplane wärmen würde, so Mahshid Najafi.